Dienstag, 30. Dezember 2008

Rote Flecken und schoene Gewaesser

Nun sind doch einige Tage vergangen seit unserem letzten Post. Dies kommt daher, dass wir wegen mit beissenden Stichen uebersaehten
Koerpern derart rastlos waren, dass wir es kaum laenger als zehn Minuten vor dem Computer aushielten. Aber alles der Reihe nach: Am Morgen des Heiligabends nahmen wir uns einen Gipfel in der Umgebung vor, sowie einen Besuch in den benachbarten Hoelen. Die Anreise klappte dank hilfsbereiten Pendlern wie am Vortag ohne Probleme. Beim Aufstieg merkten wir allerdings schnell, dass es sich bei dem Gipfel auch bei Indern um ein beliebtes Ziel handelt. Die indischen Touristen scheinen viel weniger Distanz zu kennen, als lokale Leute. So viel es uns bereits nach dem 56. Mal "Where are you from - what's your name?" etwas schwer, freundlich zu laecheln. Nach 243 Mal exakt der gleichen Frage, ging es uns langsam etwas auf den Sack... Ausserdem kam es teilweise zu recht brenzligen Situationen, da das System von "den anderen zuerst durchlassen" in Indien keine grosse Verbreitung geniesst. So hingen wir manchmal zu viert an einem Bergseil in einer steilen Wand. Nichts desto trotz, haben wir den Ausflug heil ueberstanden und kamen mit einem Rucksack voller, auch schoener Eindruecke zurueck nach Kalpetta. Am Abend suchten wir uns das edelste Restaurant der Stadt, um trotz Distanz von zu Hause, ein wuerdig-ueppiges Weihnachtsmahl zu verzehren. Gut, mit zu Hause war es nicht wirlich vergleichbar, aber wir wurden satt und die 6.- CHF waren in unserem Kassenbuch nur ein kleiner Ausreisser. Das Restaurant hatte sogar einen Weihnachtsbaum und zwei Minuten Kerzenlicht (in der Zeit zwischen Stromausfall und Dieselmotorueberbrueckung). Nicht durch den Schnee stapfend, sondern bei noch etwa 20 Grad zogen wir an geschmueckten Haeusern vorbei ins Hotel. Die letzte Nacht im Zimmer, wo jeder Gang aufs WC mit einer Spinnenbegegnung enden konnte... :-) Eine Busreise spaeter fanden wir uns in Kotzikode wieder, wo sich unsere Befuerchtung an Weihnachten keine Unterkunft zu finden, lange zu erfuellen schien. Wie Maria und Joseph zogen wir von Haus zu Haus und wurden erst beim sechsten Hotel erhoert. Was fuer ein Glueck - zudem war es sehr guenstig! Obschon alle unsere Zimmer selten groesser als zehn Quadratmeter waren, verblueffte uns die Biodiversitaet auch in diesem kleinen Zimmer am folgenden Morgen recht heftig...! Nach Kakerlaken und Spinnen, teilten wir uns den Lebensraum nun mit kleinen, agressiv-kontaktfreudigen Blutsaugern. Laut Lonely Planet Wildtierbestimmung muesste es sich um "Bedbugs", also Bettwanzen gehandelt haben. Schlimmer als Kakerlaken und Spinnen zusammen. Wenigstens soll das Risiko von uebertragbaren Krankheiten recht klein sein und sie ziehen sich nach erledigter Arbeit zurueck in die Matratze. (Nach drei Tagen waren die 200 Stiche tatsaechlich wieder weg, so sind wir nicht sicher, ob es sich vielleicht doch gelohnt hat, das billigste Zimmer zu nehmen!?) ;-) Der Zug transportierte uns in der Sleeper Class zur naechsten Hotelsuche nach Kochi. Nachdem wir bei etwa fuenf Unterkuenften bereits an der Tuerschwelle mit einem "Full" zurueck auf die Strasse verwiesen wurden, kam erneut Nervositaet auf. (Nicht wegen uns, aber unsere Seidenschlafsaecke vertragen die Strasse so schlecht). So griffen wir zum Telefon und fuehrten unser "Do you have free rooms?" aus der Ferne fort. Aber irgendwie waren am Telefon alle sehr unverstaendlich und eher abweisend. Im siebten Gespraech bewog uns das Schluesselwort "Wrong number" dazu, noch einmal ueber die Buecher zu gehen. Tatsaechlich, wir benutzten eine falsche Vorwahl und konnten uns schlagartig erklaeren, wieso niemand etwas von "rooms" wissen wollte! ;-) Mit richtiger Nummer klappte es dann sogar beim zweiten Anlauf.
Bei der Ankunft im Homestay in Fort Cochin waren wir schliesslich recht ueberrascht, wie schoen, geraeumig und sauber das Zimmer war. Zwar mehr als doppelt so teuer als die Bettwanzen-Absteige, aber da es uns zu diesem Zeitpunkt noch scheusslich biss, genau was wir gesucht hatten! Fort Cochin gefiel uns recht gut. Es ist ein huebsches kleines Staedchen, aber doch sehr touristisch. Auch die Vorfuehrungen der traditionellen Kathakali-Tanzdarbietungen wurden ausschliesslich vor Touristen abgehalten. Wir natuerlich in der vordersten Reihe. Das Schminkprozedere beeindruckte uns zunaechst sehr. Auch die Mimik der Taenzer war zu Beginn recht verblueffend und unterhaltsam. Nach etwa zehn Minuten haetten wir aber eigentlich schon genug gesehen und so fanden wir nach 90 Minuten, dass es fast anstrengender war, das Geld fuer die Show auszugeben, als es in der Schweiz zu verdienen... Kochin (das Tourismusbuero) beglueckte uns noch mit einem wunderschoenen Tag auf den Backwaters der Umgebung. Mit Kanus gleiteten wir tonlos durch schmale, verwinkelte Wasserstrassen und bestaunten neben der ueppigen Natur auch die idyllischen Behausungen entlang der Kanaele. Vom Kanu wechselten wir ins Hausboot, damits etwas schneller vorwaerts ging. Dort wurde uns ein Kerala Mittagessen aufgetischt und wir tuckerten still an Inseln und Fischern vorbei. Auf einer dieser Inseln gabs sogar noch eine top-interessante Fuehrung durch einen Gewuerzgarten (frische Zimtblaetter riechen noch besser, als die getrockneten Rinden aus der Migros...!) Am letzten Abend Kochi traffen wir Petra & Lorenz, welche wir in Kalpetta im Tourismusbuero das erste Mal gesehen haben, zum Abendessen und genossen einen gemuetlichen Abend.








Wie wir Heidiland-Schweizer halt so sind, zieht es uns auch in Indien immer wieder in die Berge. Diesmal etwas weiter suedlich, in den Periyar Wildlifepark bei Kumily. Unsere ersten Eindruecke: wunderschoen gruen, sehr viel Tee und am Abend saukalt...!


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und wieder der furztrockene Humor in eurem Blog und die gespürte Gelassenheit, alles so zu nehmen wies kommt! Ich geniesse jeden Beitrag von euch beiden und wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Anonym hat gesagt…

Ist ja ein schönes Geschenk zum neuen Jahr, dass die Stiche wieder weg sind ;-)! Auch ich wünsche euch einen guten Rutsch ins 2009 und weiterhin viel Gelassenheit, Humor und erfreuliche Momente auf eurer Reise. Ich freue mich auf eure weiteren Berichte.