Freitag, 28. November 2008

Udaipur - Jaipur - Agra - Varanasi

Vom beschaulichen Pushkar wurden wir bequem ins eigentlich ebenfalls beschauliche, aber schon deutlich chaotischere und weniger charmante Udaipur chauffiert. Udaipur ist in Europa vorallem wegen des James Bond Films "Octopussy" bekannt. Der monumentale Palast mitten im See ist heute ein Top-Luxus-Hotel.

Da uns niemand von euch Geld ueberwiesen hat, liessen wir eine 800 $ Uebernachtung kurzerhand sausen!

Das fuer uns gebuchte Hotel bot uns trotzdem den noetigen Komfort (inkl. warmem Wasser) und daher beklagen wir uns nicht! :)

Wir hielten uns streng an das fuer Touristen vorgegebene Programm: Am Vormittag den City Palace besichtigen; Mittagessen in einem Roof-Top-Restaurant mit wunderschoener Aussicht ueber die Stadt; Nachmittag im nahegelegenen Tempel als willkommene Zuschauer bei einer Hinduprozession und anschliessender Fahrt ins nahegelegene indische Ballenberg. Danach hatten wir noch eine gemuetliche halbe Stunde Regeneration im Hotel bevors mit hupendem Taxi Richtung Sunset-Point ging.

Am Abend leisteten wir uns eine angesagte Tanz-Show, welche sogar in westlicher Reiseliteratur vermerkt ist. So hatten wir in einem jahrhunderte alten Innenhof ein Meet and Greet von Lonely-Planet-Travellern®, was fuer uns anfaenglich fast ebenso spannend war, wie die eigentliche Show, da wir zu diesem Zeitpunkt das erste Mal mehr als zehn Touristen aufeinmal sahen.

Nach dem Zusammenpacken des Moskitonetzes am naechsten Tag, luden wir unser Gepaeck fuer die naechsten sechs Stunden Autofahrt in Richtung Jaipur ins "Tata"-Taxi.

Jaipur - the Pink City - die ganze Stadt Jaipur wurde in der Farbe der Gastfreundschaft zu Ehren eines englischen Koenigs von oben bis unten bestrichen. Fuer uns aber weitaus auffaelliger als die Gastfreundschaft war das riesige Chaos auf den Strassen.

Bei der Montage unseres CarePlus®-Moskitonetzes wurde uns vor dem Schlafengehen wegen des direkt ueber dem Bett installierten Ventilators eine kontruktive Meisterleistung abverlangt.

Auch das Einschlafen grenzte an eine Meisterleistung - direkt unter unserer Fensterfront wurde eine indische Hochzeit zelebriert (indische Hochzeiten scheinen nicht fuer ihre gesittete Ruhe bekannt zu sein).

Bei Tageslicht wurden wir dann aber fuer unsere "Muehen" wieder etwas entloehnt. Die malerische Pink City und das nahegelegene Fort gefielen uns sehr gut. Auch die Fuehrung durch eine lokale Textilfabrik konnte unser Intresse wecken. (Jaja, auch wir haben etwas gekauft! ;) )

Gemaess Lonely Planet (Von jetzt an nur noch "LP", ist kuerzer, wird mehr gebraucht und toent doch irgendwie auch cooler) soll in Jaipur der schoenste und bekannteste Kino Indiens stehen...

Wie wir Mainstream-Reisende halt so sind, wollten wir natuerlich auch hierfuer Tickets ergattern. Angeblich war dies aber nicht mehr moeglich.

Das erste Hindi-Filmerlebnis wollten wir uns aber nicht stehlen lassen und liessen uns kurzerhand in ein anders, nicht bekanntes Kino fuehren (trotzdem noch mindestens doppelt so gross wie schweizer Kinos).

Da wir unsere Pullis leider noch im Hotel hatten, fuerchteten wir uns vor den beruechtigt klimatisierten Kinoraeumen. Da auch hier gerade Winter ist, wurden wir aber vor Schockfrost verschont und unser Husten wurde nicht weiter herausgefordert.

Obschon der ganze Film auf Hindi war, haben wir die gesamte Handlung tip-top verstanden - spricht fuer die Tiefgruendigkeit und Originalitaet des Filmes, nicht wahr?! ;)

Trotzdem genossen wir diese ungewoehnliche Stimmung und nahmen uns vor, noch weitere Filmexperimente zu wagen.



Auf unserer letzten gebuchten Taxifahrt sprach uns erstmals ein Tourist an. Ein pensionierter australischer Schuldirektor. Der Schwatz mit ihm war sehr unterhaltsam und wird uns noch laenger in Erinnerung bleiben.

Nebst dem standard Austausch ueber die jeweiligen Laender, "philosophierten" wir noch ein wenig ueber europaeische Literatur und er versuchte uns zu ermutigen, es noch einmal mit Thomas Mann zuversuchen und Tolstoi trotz der anfaenglich schwer verstaendlichen Sprache noch eine Chance zu geben. We'll see, vielleicht bei einer endlos lange Woche an irgendeinem Strand... ? ;)

Je naeher wir an Agra kamen, desto schlechter wurde die Sicht - Nebel... So nennen sie hier beschoenigend den immensen Smog.

Agra schon tief in unseren Atemwegen, bezogen wir unser Hotel und suchten das Restaurant mit angeblich atemberaubendem Blick auf den Taj Mahal. Auf der Dachterasse, begriffen wir, was mit atemberaubendem Blick gemeint ist. Dies war viel woertlicher zu verstehen, als gedacht...

Vor lauter Smog konnten wir froh sein, dass wir ueberhaupt die Haende vor unseren Augen sehen konnten. Wir konnten nicht einmal erraten, in welcher Richtung das Taj stehen musste. Das Essen war aber in Ordnung und guenstig (Tatsaechlich stand der Taj wirklich nur gut hundert Meter in eigentlich freier Sicht entfernt).



Bei Sonnenaufgang kauften wir uns ein masslos ueberteuertes Eintrittsticket fuer den Taj Mahal und liessen uns mit dem Besucherschwaermen ins Innere tragen.

Der von hier ungetruebte Blick auf den Taj war wirklich entzueckend schoen!!

Wir glauben, hierfuer lohnt sich sogar die leichte Smog-Bronchitis, die sich hier wohl jeder zweite Traveller einfaengt.



Nach acht Tagen in wohlbehueteter Sicherheit, entliess uns Shahid am Bahnhof Agra in die Wildnis.

Vor der ersten Zugfahrt, ja auch vor dem ersten Betreten eines indischen Bahnhofes, waren wir ehrlichgesagt recht aufgeregt.

Am Bahnhof waren die Meinungen ueber die einfache Benutzbarkeit der indischen Zuege geteilt. Ein Amerikaner meinte, es sei sehr einfach, unkompliziert und angenehm (obwohl er zweieinhalb Wochen auf sein Zugticket warten musste und der Zug nach Delhi viereinhalb Stunden Verspaetung hatte). Das Paar aus Barcelona, welches lustigerweise fast die selbe Route durch den Norden gewaehlt hatte wie wir, meinte hingegen, dass sie vor zwei Jahren an genau diesem Bahnhof den Zug verpasst haetten, weil die Gleisbezeichnung falsch war...

Wie gesagt, wir waren sowieso schon nervoes, ob wir auch wirklich unser Abteil finden wuerden. Zumal die Wagenbezeichnung auf unserem Ticket mit Buchstaben war und alle Wagen im Bahnhof nur mit Zahlen angeschrieben waren.

Gluecklicherweise haben wir kurz vor Einfahrt des Zuges noch zwei Deutsche getroffen, welche in den selben Wagon mussten.

- Einfahrt des Zuges, Hektik - auf dem gesamten Bahnsteig ging ploetzlich eine ungeheure Hektik los und alle suchten verzweifelt ihre Abteile. Die Zahl der Touristen, welche die selbe Bezeichung auf den Tickets hatten, die scheinbar gar nicht existierte, erhoete sich allmaehlich. Da der Zug nur fuenf Minuten Halt machte, war es nicht gerade beruhigend, dass uns die Kontrolleure alle an einen anderen Ort schicken wollten. Nichts desto trotz, hatten wir schliesslich kurz vor Abfahrt unsere Plaetze gefunden. Uff.



Naja, das Abteil war leider nicht ganz so romantisch, wie das in Darjeeling Limited (Wenn noch nicht gesehen, unbedingt anschauen), aber es war ganz OK.

Die zwei auf drei Meter teilten wir uns mit zwei Deutschen, einem indischen Ehepaar, einem indischen Geschaeftsreisenden und ungefaehr einem Dutzend Kakerlaken. Erstaunlicherweise war es sogar moeglich, etwas zu schlafen.

Troztdem etwas geraedert, bezogen wir schnurstracks ein vom LP empfohlenes Hotel. Da wir noch keine Weiterreisetickets haben, muessen wir uns wohl oder uebel in Varanasi etwas Zeit nehmen um diese zu organisieren.

Da die Kaempfe in Mumbai weiterhin andauern und diese Stadt laut EDA momentan gemieden werden soll, bemuehen wir uns fuer eine Loesung ohne Mumbai.

Wahrscheinlich werden wir teurere Inlandfluege waehlen.

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