Freitag, 27. Februar 2009

Wir haben den Widerstand bezwungen!

Der Regenwald wollte uns nicht. Wir aber blieben hartnaeckig, unerschrocken und motiviert bis zu unserem Ziel. Der angeblich aelteste tropische Regenwald der Welt, Taman Negara in Malaysia, hat die Sinnlosigkeit des Widerstandes eingesehen und beherbergt uns nun vorzueglich als Gaeste.
Eine drei stuendige Flussbootfahrt brachte uns ins Herzen des Waldes und zu einem gemuetlichen Chalet in der Naehe des "Jungel-Headquarters". Dort niedergelassen, gaben wir uns nicht etwa der Tier- oder Flora&Fauna -Beobachtung hin, sondern erledigten pflichtbewusst unsere ca. zwei Stunden dauernde Handwaesche(An dieser Stelle ein stilles Hoch auf Miele, Zug, Bauknecht und wie sie alle heissen moegen). Mit noch immer schrumppeligen Haenden buchten wir eine Jungelnachtwanderung und stuerzten uns in die am Vorabend gekaufte Jungelwanderausruestung (weisse Langarmshirts (je 3 CHF) mit elastischen Aermelabschluessen und Moskitospray à discrétion).




















Schuetze dich, gib Malaria und Blutegeln keine Chance! ;-)

Auf dieser Wanderung liessen sich eine Schlange, eine Tarantel, ein toedlicher Tausendfuessler, ein "Mouse-Deer" und Sambar-Hirsche blicken - irgendwie schon ein bisschen gruselig in der voelligen Dunkelheit.
Aber angezogen wie die derbsten Jungelforscher auf Expetition, gaben wir uns natuerlich furchtlos intressiert bis ans Ende. Und steckt da nicht sowieso in jedem von uns irgendwo im tiefen Innern ein Tarzan oder eine Jane?

Eigentlich das Eindruecklichste am naechtlichen Jungel fanden wir die gewaltige Geraeuschkulisse. Von ueberall pfeifft, surrt, zwitschert oder klappert es - und alles in einer Lautstaerke, die wir nicht fuer moeglich gehalten haetten.
Obwohl vor unserem Fenster waehrend der ganzen Nacht ein Jungelkonzert in Oropax-Lautstaerke spielte, haben wir tip-top geschlafen. Ihr wisst schon, die Tarzan und Jane Geschichte.
Waehrend des Tages erkundeten wir den Regenwald auf eigene Faust und kamen dabei so richtig ins Schwitzen! Die hohe Luftfeuchtigkeit bewirkte, dass sich unsere Kleider innert kuerzester Zeit mit Schweiss vollgesogen hatten und wir ueber die sechs Liter mitgeschleppten Wassers recht froh waren.
Mit ein Highlight unserer Wanderung war die laengste Haengeseilbruecke der Welt, welche sich in schwindelnder Hoehe von Baum zu Baum windet - eine wackelige Angelegenheit!















Noch abenteuerlicher wurde es dann am Tag zwei beim Klettern und teilweise Robben durch eine Fledermaushoele. Dort hingen 30 cm ueber unseren Koepfen hunderte von schlafenden Fledermaeusen. Diejenigen mit Schlafstoerungen flogen uns gekonnt und ohne jegliche Geraeusche um die Ohren.
Im Hoelenwohnzimmer ruhten sich ausserdem riesen Froesche ( sicher ca. 20 cm lang) und recht grosse, fledermausfressende Schlangen aus. So verlangte das Robben durchs Dunkle sogar dem Tarzan und der Jane in uns eine gehoerige Portion Mut ab.
Alles lief aber schlussendlich im sicheren Touristen-Rahmen ab und der einzige Punkteabzug auf der Wohlfuehlskala wurde druch unsere von Fuss bis Kopf mit Fledermausexkremente verschmierten Kleider verursacht.

So haben wir nun drei jungelige, naturreiche, gemuetliche und zugleich abenteuerliche Tage hinter uns!

P.S.: Tragt Sorge zu den spriessenden Schneegloeggli zu Hause! ;-)

Montag, 23. Februar 2009

Von der Insel nach Singapore

Direkt von der Insel machten wir uns auf den Weg zur hoechstwahrscheinlich modernsten und saubersten Stadt Asiens - Singapore. Weil der direkte Bus ausgebucht war, legte man uns eine Variante mit vier Mal umsteigen nahe. Gut fuer uns, je lokaler der Bus, desto weniger Klimaanlage! ;-)
Ehe wir uns versahen, waren wir offiziell aus Malaysia ausgereist. Im Niemandsland fuehlten wir uns ziemlich orientierungslos und wurden bis kurz vor der Einreise nach Singapore den Verdacht kaum los, dass wir uns in einem super modernen Flughafen befinden, statt in einem Busterminal. Aber kurz nachdem man all unsere Sinne in die Irre gefuehrt hatte, brachte uns ein Bus ueber die Grenze und wir wurden mit einem herzlichen "Drogenbesitz bedeutet Todesstrafe!" in Singapore empfangen.
Zum Glueck wurden wir durch Kuala Lumpur schon einmal kurz auf das asiatische Grossstadtbild vorgeschockt, sonst haetten wir die Ankunft im Herzen Singapores wohl kaum so unbeschadet ueberstanden. Alles pieck-fein sauber, jedes Hochhaus scheint Preistraeger eines internationalen Architekturwettbewerbes zu sein und alles Gruen waechst nur, weil es ein Stadtplaner auf seiner Computergrafik so eingeplant hat.
Sogar die Preise sind hier Wolkenkratzer!((von ein paar Ausnahmen abgesehen) teuerer als die Schweiz)
Beim vorbeiflanieren an einem durchgestylten deutschen Restaurant blieb unser Blick an Sauerkraut, Weissbier und vorallem Country Cuts (Kartoffelhappen) haengen.
Die wiener Bedienung stuerzte sich sofort auf uns, und riet uns, obschon das Essen wirklich wie zu Hause sei, und noch eines der guenstigeren Restaurants der Stadt, lieber zu einer Imbissbude weiter zu ziehen. Dem Kartoffelhappen konnten wir aber nicht widerstehen und die sympatische Serviererin erzaehlte uns an unserem Tisch rund 20 Minuten von Singapore und Asien. Ihre Message -> weiterziehen, sofort! Zu teuer, zu versnobt und zu langweilig...
Zunaechst wollen wir uns weigern, dies so negativ zu sehen, ihre Tipps fuer Thailand nehmen wir aber gerne mit!
In Singapore scheint es uebrigens fuer Alles und Jedes ein Gesetz zu geben. So kann man fuers Voegel mit Essensresten fuettern, fuers nicht Spuehlen des WCs, fuers Spucken auf die Strasse und fuer manch andere Skurilitaet ziemlich hart gebuesst werden.
Wir hoffen also, uns so vorbildlich verhalten zu koennen, dass wir ohne Western-Union-Geldueberweisung von euch wieder nach Malaysia ausreisen koennen! ;-)
P.S.: Die Internetverbindung ist hier uebrigens so schnell, dass Sandros Finger auf der Tastatur bei Weitem nicht nachkommen und der 22" Flachbildschrim ist sogar fuer vier Augen noch zu breit.

Samstag, 21. Februar 2009

Pulau Tioman und die Tauchtage

Ein Kuehlschrank-Car und eine Speedboat-Faehre brachten uns auf die wunderbare Insel Tioman. Dieser Tipp gab uns der welterfahrene Marco Tschuy AKA Marquis de Lugnorre (Merci!). Weil im LP steht, dass bis mitte Maerz auf dieser Insel Regenzeit sei und darum das Meiste bis dann geschlossen bleibe, waren wir bis zu unserer Ankunft gespannt, ob wir auf geschlossene Tueren treffen werden...
Tatsaechlich hat es dann in sieben Tagen nicht einmal geregenet und die Mehrzahl der Unterkuenfte hat den Betrieb auch schon aufgenommen. Scheinbar einziger Unterschied zur "Nicht-Regenzeit" ist, dass es nur sehr wenige Touristen hat. So muessen wir den weissen Sandstrand hoechstens mit vier anderen Rothaeuten* teilen - wunderbar!
*Rothaeute = Touristen die meinen, indische NIVEA-Sonnencreme koenne sie einen Tag lang beim Schnorcheln schuetzen (http://www.krebsliga.ch/de/index.cfm), auch solche mit nicht indischer Creme haben "schmerzfreie-Naechte" am Strand liegenlassen.

Der Sandstrand, obwohl nur klein, spielt wirklich in einer anderen Liga - einfach Weltklasse! Der Sand ist fein, weiss und das Wasser ist hell-truerkis bei rund 29 Grad - Aahhh...!
Zehn Meter hinter dem Strand beginnt der inselbedeckende Jungel und dazwischen liegt die Hauptstrasse der Insel - 1 m breit, 3 km lang -> keine Autos nur Fahrraeder, Roller, Fussgaenger, Gekos und Schlangen!
Weil wir im Gegensatz zu Indien nicht alle paar Minuten gefragt wurden: "Whele you from?" und das Essen im Restaurant nur langsam in Flip-Flops angeschlurft kam, dachten wir anfangs, die Insulaner seien etwas faule, nicht besonders freundliche und desintressierte Weggefaehrten.
Diese uebereilige Vorurteil durften wir in dieser Woche aber gruendlich revidieren. Nun erschienen uns die Malaysischen-Insulander als sehr zurueckhaltend, freundlich, hoeflich und relaxt.
Obwohl schon das Schnorcheln wunderschoen, stuften wir es nach dem Sonnenbrand als fuer uns deutlich zu gefaehrlich ein. Eine sicherere Alternative musste her. Etwas mit bedekter Haut, etwas mit Anzug musste gefunden werden.
Tataaa - Ein PADI 5 Star Tauchcenter bot uns an, uns mit vermieteten Anzuegen unter Wasser zu bringen.
Diese Gelegenheit nutzte Debbie, um in drei Tagen ihr Tauchbrevet zu machen.
Das Atmen und Schweben unter Wasser bereitete ihr gluecklicherweise von Anfang an keine Muehe und so konnten wir zusammen wunderschoene Tauchgaenge in einer anderen Welt geniessen!
Die Riffe in der Naehe waren phantastisch farbig, gesund und voller verschiedenem Unterwasserleben!
Da Debbie jetzt auch eine zertifizierte Open Water Taucherin ist, koennen wir von jetzt an auch die Unterwasserwelt erkunden, waeren diese wunderschoenen Abenteuer nicht so unverschaemt teuer... P.S.: Auch Versuch Nummer drei in den Jungel zu gehen missglueckte... Der Jungel-Guide machte gerade Ferien und ist nicht auf der Insel. - irgendwie scheint uns dieser Regenwald einfach nicht zu wollen!? ;-)

Samstag, 14. Februar 2009

Zurueck in die Zukunft

Nach anfänglicher Skepsis, ob wir den Schritt zurueck "in die Zukunft" und die Dauer-Schockfrierung der Klimaanlagen schnell und unbeschadet schaffen wuerden, hat uns Kuala Lumpur dann doch noch gepackt und wir blieben fast daran kleben. Die Unterkunft war, wenn sich nicht gerade Prostituierte oder Zuehaelter vor unserer Tuere eine Schlaegerei lieferten, sehr ruhig und gemuetlich. Zudem wurde sie jeden Tag geputzt! Die stillen Zimmer liessen uns fast vergessen, dass wir uns mitten in einer Grossstadt befinden. Sogar unsere Liste mit den Tieren im Zimmer konnten wir erweitern. Nach Spinnen, Kakerlaken und Bettwanzen, steht nun eine gut 20 cm lange Ratte auf Position vier der Liste. Die gute meinte, sie muesse unser sorgfaeltig eingepacktes Fruehstueck unters Bett transportieren und bei jeder Scheibe-Kaese ruck-zuck eine Knaberspur hinterlassen. Wir sind ja spendabel -> gern geschehen und Mahlzeit liebe Ratte von Zimmer Nummer 3! ;-) Marketingmittel die ueber ein "Yes? Inside I have more" hinausgehen kaum mehr gewohnt, versetzen uns kinoleinwandgrosse Werbebildschrime und Malls voller kundenorientiert angeordnerter Sortimente ins Staunen und erwischten uns gefaehrlich... ;-) Drei T-Shirts, drei Kinofilme, zwei Kameraspeichersticks und etliche Suessigkeiten spaeter, konnten wir uns wieder fangen und gaben uns nur noch wenig Bloesse. ;-) Weil wir nach sieben Tagen Kuala Lumpur gelernt hatten, unseren Geldstrom wieder zu kontrollieren, reisen wir weiter und befuerchten, dass weiter suedlich andere Gefahren lauern, die unser Budget kraeftig ins Strudeln bringen koennten...

Montag, 9. Februar 2009

Ankunft in Kuala Lumpur

Indien liegt halb (Erklaerung folgt) hinter uns und der AirAsia Flug war ganz easy - "Now everyone can fly", sogar wir sparenden Backpacker.
Hier in Kuala Lumpur erleben wir jetzt, was Soziologen wahrscheinlich als "Reverse-Culturshock" bezeichnen wuerden. Alles ist top-modern, (z. T. moderner als in der Schweiz) die oeffentlichen Toiletten riechen ueberhaupt nicht nach menschlicher Ausscheidung, ausserhalb der Stadt stehen massenhaft Reiheneinfamilienhaeuser, die Strassen haben eingezeichnete Spuren und die Autos halten bei einer roten Ampel an.
Viel extremer kann der Unterschied zu Indien wahrscheinlich kaum sein.
Da Sandro von Indien aber noch ein Abschiedsgeschenk mit auf den Weg bekommen hat, segeln wir wieder einmal nur mit halber Mannschaft.
Die dritte Runde indischer Magen-Darmgrippe oder Lebensmittelunvertraeglichkeit fesselt ihn ans Bett und so darf Debbie ohne Kontrolleur durch die Shopping Malls ziehen! ;-) (Leider bleibt auch das Kleiderwaschen an ihr haengen.)
So spazierte Debbie, waehrend Sandro das Bett huetete, gemuetlich durch den Wolkenkratzer-Dschungel Kuala Lumpurs. Die Strassen sind gesaeumt von Restaurants mit Gerichten aus allen Ecken der Welt. Je nach Lust und Laune kann man hier libanesisch, tuerkisch, chinesisch, indisch, iranisch, italienisch, u.s.w. essen oder es sich in einer Filiale von Grossketten wie Starbucks, McDonald, KFC oder Wendys gut gehen lassen.
Sehr eindruecklich sind die riesigen Malls, wo alles pick-fein, sauber und ordentlich ist. Die zahlreichen Luxusgueter nicht mehr gewohnt, fuehlte sich Debbie jeweils nach kurzer Zeit fehl am Platz und suchte das Weite.
Wieder auf der Strasse ist es hoechstinteressant, die verschiedenen Menschen zu studieren. Durchgestylte und teilweise ueberstylte Teenager, unauffaellig in Jeans und T-Shirt gekleidete Maenner, top-modern gekleidete Muslimas mit Kopftuch, indische Frauen in Saris und Asiatinnen in Minirock und Top...
In dieser Stadt gibt es bestimmt noch viel Spannendes zu entdecken!

Samstag, 7. Februar 2009

Indien Rueckblick

Obwohl es uns noch zu frueh erscheint, von der Reise durch Indien ein Fazit zu ziehen, (der Vergleich zu den anderen Laendern fehlt uns noch) moechten wir den letzten Post aus Indien dazu nutzen, die vergangenen 82 Tage mit allen Hochs und kleinen Tiefs revu passieren zu lassen.


Orte

Unsere Reise begann mit einer bequemen Taxitour durch den schoenen Norden Indiens. Von den dort besuchten Orten, gefiel uns das kleine Pushkar am besten. Der Pilgerort ist ueberschaubar und trotzdem voller Schaetze und Geheimnisse - einfach ein bezaubernder Ort. Weniger bezaubernd war Agra - voller Smog, Laerm und mit wenig Charme. Das darin beheimatete Taj Mahal macht aber jegliche Schmach der Stadt wett und gehoert wahrscheinlich zu den aestethisch eindruecklichsten Bauten der Welt!

Unsere erste naechtliche Zugfahrt brachte uns nach Varanasi, an den beruehmten Ganges, welchem 3000mal mehr Faekalbakterien innewohnen, als das fuer Badewasser erlaubt waere.-> Trotzdem ein eindruecklicher Ort.

Durch den Inlandflug von Varanasi nach Bengalore wurde unsere CO2 - Bilanz zwar stark belastet, aber wir konnten so einfach den Unruhen in Mumbai ausweichen und gelangten bald zu unserem Highlight von Indien -> Hampi.

Dieser Geschichtstraechtige Ort umgarnte uns mit der richtigen Mischung aus Ruhe und Unterhaltung, Natur und Komfort, Travellern und indischem Leben, Geschichte und Moderne.

Um uns vom Feuerwerk der Sinne (Hampi) erholen zu koennen, gelangten wir auch promt zum schoensten Strand unserer Reise - dem Kudlee Beach in Gokarna. Wenig Einheimische, aber wunderbar ruhig und schoen!

Ausserdem einen bleibend guten Eindruck hinterliessen Kochi und die weitgezogenen Backwaters in Kerala.



Begegnungen, die uns in Erinnerung bleiben...

Zum Teil waren es sehr kurze Begegnungen, die wir beim Weiterreisen machen durften, trotzdem ist uns die eine oder andere besonders positiv in Erinnerung geblieben.

So z. B. die kurze Bekanntschaft mit einem pensionierten australischen Schuldirektor, welcher uns eine kurze Einfuehrung in den Humor von Down Under gab und uns dabei zu schwerer Literatur ermutigen wollte.

Noch schwerer beeindruckte uns allerdings eine ebenfalls pensionierte Dame aus Bern. Die 86- jaehrige Pia reist alleine zwei Monate durch Indien und zieht Backpackerabsteigen und Gaestehaeuser den langweiligen Hotels vor... Respect!!

Am besten hat die Gastfamilie aus Kumily die keralnische Gastfreundschaft unter Beweis gestellt. Dass sie sich mehrmals taeglich ueber unsere Gesundheit erkundigten und uns fleissig mit Tee belieferten, freute uns ungemein!

In der Gastfreundschaft standen ihnen auch die Kuchen schenkenden oder Busticket bezahlenden Maenner in Kerala in nichts nach!


Neben viel Positivem, entdeckten wir auch Dinge, von welchen wir glauben, dass es ohne sie in Indien noch schoener waere...

Abfall ueberall. Der Umgang mit Abfall wird in Indien, sagen wir mal, sehr sorglos gehandhabt. Alles ausgediente wird, egal wo, einfach auf den Boden geschmissen. So wirft man die Alu - Essschalen aus dem fahrenden Zug (in welchem man keinen einzigen Abfalleimer findet) oder hinter dem Hotel sammelt sich alles nicht brennbare (alles andere wird jeden Morgen mit einem Streichholz gen Himmel befoerdert).

Auch zu denken gab uns die ueberall sichtbare, enorme Armut. So gehoert es hier in mancher Stadt zum Stadtbild, dass ganze Sippschaften in mitten von Strassenkreuzungen leben und die Muetter, der zum Teil viel zu kleinen Babys bei uns noch lange in der Schule waeren...

Mit der Zeit wird es etwas anstrengend, (oder interessant?) bei jeder Ankunft an einem neuen Ort immer auf der Hut sein zu muessen, nicht auf Mittelsmaenner herein zu fallen oder wegen der Provision des TukTuk-Fahrers das Doppelte fuer die Unterkunft bezahlen zu muessen. Fairerweise muessen wir sagen, dass wir wahrscheinlich immer heil davon gekommen sind und eine gewisse natuerlich - kritische Grundhaltung bei der Ankunft als "Schutz" bereits ausreicht!

Auf unserer Reise durch den Subkontinent haben die positiven Eindruecke und Erlebnisse klar ueberwiegt!

So fanden wir, dass sich das Reisen sehr einfach gestaltet, da nahezu alle etwas englisch sprechen und dazu noch sehr hilfsbereit und freundlich sind. Zu unserem Erstaunen waren alle Verkehrsmittel fast immer sehr puenktlich (lehrt man uns nicht, dass das nur die Schweiz kann?) und fuer schweizer Verhaeltnisse nahezu zu einem symbolischen Preis...

Wir fanden es voellig OK fuer eine 5 Stunden Busfahrt einen Franken zu bezahlen...!

Zehn Stunden Zug im Klimaabteil, inkl. Liege und Bettzeug, liegt mit zehn Franken auch noch im fairen Bereich! ;-)

Ausserdem hat uns Indien fuer unsere Winterflucht mit Temperaturen zwischen 26°C und 36°C belohnt, was in einer so abwechslungsreichen Umgebung - Wueste, Palmen, Reis, Gruen, Fluesse, Meer, Ebenen, Huegel, Berge, Gestein - "alleine" schon zu Gluecksgefuehlen fuehrt.

Obschon Indien weltweit fuer seine Informatiker bekannt ist, haetten wir trotzdem nicht erwartet, dass es wirklich ueberall moeglich ist, ins Internet zu kommen. Mal schnell, mal weniger schnell und ziemlich nervenzehrend; aber immer ganz einfach und wie gesagt: UEBERALL!

Unser groesstes Lob geht an die indische Kueche! Wahrscheinlich ist es nirgends sonst auf der Welt moeglich, in dieser Vielfalt vegetarisch zu essen...

Sandro als Vollzeit-Vegetarier und Debbie als Teilzeit-Vegetarierin kam dies mehr als gelegen. Da das "Vegetarian" auf dem Restaurant-Schild fast groesser geschrieben ist als der Name, kann man auch gut jederzeit "gefahrlos" noch unbekannte Dinge auf der Speisekarte bestellen und ausprobieren! Hier ist das Gemuese nicht Beilage, sondern in jeder erdenklichen Form Hauptspeise! So gehoert es beispielsweise in den westlich angehauchten Imbissbuden dazu, dass man aus etwa zehn verschiedenen Vegi-Burgern auswaehlen kann.

Aber auch das "traditionelle" indische Essen von Nord bis Sued bietet eine riesige, meist koestliche Auswahl an (fleischlosen) Gerichten. Die Fruchtstaende schafften es gelegentlich auch, den "Schoggi-Zwischendurch" zu verdraengen und boten uns eine ueberall praesente, gesunde, saftig-feine Alternative!

So koennen wir, fuer einmal nicht in der Minderheit empfehlen: esst vegetarisch und erlebt vielfaeltige, kulinarische Ueberraschungen!;-)

Kleine Statistik zum Schluss:

4339 RS fuer Busfahrten

1949 RS fuer Internet

1322 fuer Fruechte

371 RS fuer WC-Papier

205 Plastikflaschen (leider unrecyclet, diesen Trick scheint Indien in diesem Jahrzent noch nicht zu kennen)



P.S.: Merci Indien fuer die schoene Zeit!! :-)

Winterkollektion 08/09 - Alles neu macht Indien


Donnerstag, 5. Februar 2009

Das "Ende" naht...

Nach mehreren Aufwartungen im "Reservation-Office", haben wir unsere Plaetze fuer den Schlafzug nach Trichy schliesslich doch noch gaenzlich ohne Korruption zugewiesen bekommen. Ganz einfach und regulaer. Naja, dass wir bis zwei Stunden vor der Abfahrt noch nicht wussten, ob wir mit fahren werden oder uns doch noch eine Unterkunft suchen muessen, hat uns von der Regularitaet nur mittelmaessig abgelenkt! ;-)
Wirklich ganz unkompliziert und regulaer war unsere letzte Zugfahrt in Indien - bequem, ruhig und puenktlich.
So sind wir unserem Ziel, am Sonntag den Airasia-Flug zu erwischen, ein gutes Stueck naeher gekommen.
Die Bettsuche in Trichy, konnte uns noch einmal richtig ueberraschen. In der Annahme, die Hauptsaison sei nun aber sicher langsam vorueber und daher das Angebot, mit verhandelbaren Preisen unueberschaubar gross, irrten wir gute zwei Stunden von Hotel zu Lodge und Guesthouse - alle "full".
Schliesslich bezogen wir Quartier in einem Zimmern, mit sagen wir, wenig Schnick-Schnack, ohne Tageslicht dafuer aber reichlich akustischer Unterhaltung. Da das gebotene Spektrum der Toene wirklich enorm ist - Autogehupe, quitschende Bremsen, Stimmen, Fernseher, Polizistengepfeife etc. - ist der Preis im Mittelklasse bis Spizenklassebereich also verstaendlich... hm!
Die letzten Tage in Indien, wollen wir dazu nutzen, mit dem ersten Teil der Reise abzuschliessen. Buchhaltung nachfuehren und analysieren, nicht benoetigten Balast ueber die Klinge springen lassen und die gelesenen Buecher nach Hause schicken.

Apropos Buecher, emfehlen koennen wir folgende Buecher aus bzw. ueber Indien:

Bombay: Maximum City, Suketu Mehta
ISBN: 978-3-518-45999-7

Obwohl wir es wegen den Anschlaegen leider nicht nach Mumbai geschafft haben, hat uns dieses Buch gepackt und uns mit vielen interessanten Fakten ueber Indien und das indische Leben versorgt.


Das Gleichgewicht der Welt,Rohinton Mistry
ISBN: 978-3-596-14583-6
Sehr spannendes, ernuechterndes Buch. Beschreibt das Leben und die Tragoedien des Indiens des letzten Jahrhunderts - Unabhaengikeit, ethnische Unruhen, Ausnahmezustand, Kastenwesen - alles anhand von 5 - 6 Personen.



Der Gott der kleinen Dinge, Arundhati Roy
ISBN: 978-3-442-72468-0
Dies ist eine Geschichte ueber eine indische Familie und die Liebe, geschrieben in einer wunderbaren Sprache. Arundhati Roy, welche in einem Dorf in den Backwaters aufgewachsen ist, welches wir besuchten, wurde fuer dieses Buch mit dem Booker Price ausgezeichnet.



Lonely Planet Reiseführer Indien
ISBN: 978-3-8297-1604-8
Der LP hat uns gute Dienste erwiesen.






Diese Brille hat dem Druck Indiens leider nicht stand gehalten (einer der Gegenstaende, welcher ueber die Klinge springen muss)

Dienstag, 3. Februar 2009

Alleppey - Backwaters

Ein bisschen angebraeunt von Varkalas Strand, ziehen wir Richtung Backwaters, ins Mekka aller Hausboote, nach Alappuzha. Immernoch etwas zweifelnd, ob ein Luxus-Hausboottrip wirklich das Richtige fuer uns ist, entschliessen wir, uns erstmal fuer eine Nacht in Alappuzha niederzulassen.
Nach reiflichem abwaegen, rechnen und in Prospekten blaettern, kommen wir schliesslich zum Schluss, dass eine schlichtere, gemuetliche eintaegige Kanutour durch die verwinkelten Kanaele und Fluesschen die bessere Option fuer uns darstellt.

Die Fahrt ist dann tatsaechlich sehr gemuetlich und eigentlich auch in voelliger Stille verlaufen, waere da nicht das ach so coole, unablaessige Geplappere unseres Kanufahrers gewesen. Trotzdem konnten wir das langsame Gleiten durchs Wasser und durch die verstraeuten Doerfchen sehr geniessen.
Obwohl wir das Gefuehl hatten, dass das Leben in den extrem abgelegenen Huetten kaum beschaulicher sein koennte, wurden wir mit Fernsehern, Handyantennen und englisch sprechenen Leuten sehr ueberrascht. Doch eher erstaunlich, wenn man bedenkt, dass diese zum Teil allein stehenden Huetten, nur nach langen Flussfahrten erreichbar sind.



Der Besuch von sattgruenen Reisfeldern, war erneut ein eindrueckliches und schoenes Erlebnis.
Zurueck in der Kleinstadt Alappuzha, liess sich Sandro das Erste Mal bei einem Friseur den Bart rasieren...
Wenn man anfaengt sich zu rasieren, fuehlt man sich um Jahre aelter, spaetestens in der RS ist die Freude dann aber verflogen. Kann man nun aber zuruecklehnen und sich mit dem Rasiermesser rasieren LASSEN, kehrt der maennliche Stolz ueber die Stoppeln im Gesicht irgendwie zurueck! ;-)
Gestern hat sich Rahel dann von uns verabschiedet. Sie ist alleine weitergezogen und ueberlaesst uns wieder der Wildnis unserer Beziehung... :-)
Als erster Akt in der Zweisamkeit, kochten wir uns das erste Mal auf dieser Reise unser Nachtessen selbst. Das Kochen machte Spass, das Essen war ertraeglich und den Abwasch brachten wir auch irgendwie hinter uns.
Das Zugticket nach Trichy, von wo aus wir dann nach Malaysia fliegen wollen, ist reserviert. Bzw. sind wir auf der Warteliste fuer zwei Plaetze. Weil wir den Ratschlag, auf dem Bahnhof unter der Hand ein paar Noetchen herumzuschieben nicht befolgen wollten, bleibts bis zum Schluss spannend, ob wir es auch wirklich rechtzeitig zum Flughafen schaffen werden! ;-)